Ungarn im Herbst (2006)

…. platsch, platsch „oh scheiße – neiiiiiin“ …..

tja das war es dann wohl mit den Bildern des 21- kg Spieglers von letzter Nacht …. Da hatte der Fisch genau den richtigen Zeitpunkt abgepasst um von der Matte auf die er soeben gelegt wurde den Weg ins Wasser zu finden, was wenn man bedenkt dass die Matte schon in fast hüfthohem Wasser schwamm kein allzu großes Problem war. Eben nur ein kurzer Moment der Unachtsamkeit.

   

Aber hierzu später, fangen wir so ca. 3 Wochen früher an. 

Lange Zeit sah es so aus, als sollte ich 2006 wohl keinen Urlaub machen können und auch keinen einzigen Fisch zu Gesicht bekommen.

Da ich durch meine neue Arbeit sehr viel zu tun hatte, „nebenbei“ noch power-fishing und die immer besser laufende Boilieproduktion zu bewältigen war, sah es gar nicht gut für mich aus. Außer zwei verlängerte Wochenenden an einem „uns“ völlig unbekannten Gewässer, das voll von großen Fischen sein sollte, war nichts zu machen dieses Jahr. Uns, damit meinte ich Mosi, Lutz, Stefan (McNamarra) und am Vatertagswochenende auch Shadow. Nun gut, bei diesem letzten Fischen bekam ich dann schon einen Fisch zu Gesicht, einen schönen 23 pf Karpfen von Mosi, das war´s dann aber auch an Fängen aus diesem „super“ Gewässer.

Dann vor ca. 3 Wochen kam das Gespräch in der Firma auf, dass ich mich langsam mal ans Abbauen meines angesammelten Urlaubs und der Überstunden des letzten Jahres machen sollte. Zufällig erzählte mir Mosi in diesen Tagen, er würde Anfang September wohl doch noch mal nach Ungarn fahren.

„Da muß ich mit“ war mein erster Gedanke als er mir das erzählte.

„Ich will mit, hast Du schon jemanden dabei oder fährst Du alleine?????“ war meine Antwort auf diese eher beiläufige Bemerkung über seinen geplanten Urlaub.

Im Moment noch alleine. Ich grinste, dass man mein Grinsen fast durchs Telefon sehen mußte „nun nicht mehr mein Lieber – ich bin dabei“! In den nächsten zwei Tagen kamen dann noch Lutz und McNamarra dazu, so dass wir zwei Teams zusammenbrachten. Lutz musste dann doch noch ein paar Tage vorher leider absagen, da er keinen Urlaub bekam. So nahmen wir noch Christof mit, einen Arbeitskollegen von Mosi, der langsam mit dem Fischen anfing. Und dann sollte es in der Nacht des 1. September los gehen.

Für meine Mitstreiter war die kurzfristige Urlaubsplanung und Vorbereitung ja kein allzu großes Problem. Ganz anders bei mir. Ich musste noch einige KG bestellte Baits für Kunden machen, denn ich hatte keine Lust „nur“ wegen des Urlaubs die Kunden warten zu lassen. Natürlich kamen dann noch 100 kg Boilies für uns dazu und so standen einige Nachtschichten vor der Abfahrt nach Ungarn ins Haus.

Dann endlich, der lang ersehnte Freitag war da. Noch einige kleine Besorgungen machen (ich habe mir angewöhnt die meisten Lebensmittel, die ich beim Fischen brauche immer erst im Urlaubsland einzukaufen, denn so spart man unnötigen Ballast im Auto). Angelsachen zusammenräumen, die letzten Boilies einschweißen und dann brachte mir auch schon Stefan seine Sachen vorbei. Der Rest des Abends war schnell gelaufen, das Auto packen, Essen für die Fahrt vorbereiten und dann noch etwas hinlegen und versuchen zu schlafen.

 

Nachdem ich endlich gegen 0 Uhr eingeschlafen bin, riss mich pünktlich um 0.40 Uhr der Wecker erbarmungslos aus dem Schlaf. Kurz Duschen, Anziehen, ab ins Auto, nebenbei noch schnell Stefan anrufen „Du ich steh in 5 Min vor Deiner Tür“, Stefan abgeholt und schon waren wir unterwegs Richtung Neumarkt, da wir uns hier auf einem Rastplatz mit Mosi und Christof treffen wollten. Kaum 5 min angekommen, trudelten auch schon unsere Unterfranken ein. Eine herzliche Begrüßung, gefolgt von einigem Palaver wie die letzten Tage wohl so waren und was für Erwartungen wir an den Urlaub knüpften. Und dann ging es los Richtung Ungarn.

Was soll ich sagen, die Reise wurde nur von einigen Tank und Vignettenkauf-Stopps unterbrochen. Am nächsten Vormittag waren wir in Ungarn. Die Fahrt quer durch Budapest wurde zu einem reiner Herausforderung für die Stoßdämpfer (jetzt weis ich auch endlich warum hier dicht an dicht so viele kleine Werkstätten stehen).

Nach eine knappen Stunde Fahrt waren wir dann endlich am See angekommen. Ich dachte mir ja erst „wo soll sich hier ein See mit 79 ha verstecken“, denn zu sehen waren nur die Matra, Hügel, große Felder und alles sehr trocken. Kein Fluß oder ähnliches durchquerte die Natur. Um so überraschter war ich dann, als ich den See sah, eingebettet zwischen den Hügeln liegend, umsäumt von Schilf und einigen Hütten außen herum.

Die erste Anlaufstation war die kleine aber sehr gemütliche Seekneipe von Tibi. Eine herzliche Begrüßung gefolgt von einigem Smalltalk bei dem sich herausstellte, dass die letzten Tage wohl nicht allzu gut gefangen wurde „fängt ja gut an, schlichen sich da die Gedanken in meinen Kopf, aber erst mal abwarten …. „

Dann kam auch schon der Aufseher vorbei, der uns zeigte welche Plätze er freigehalten hatte, die sich genau vor „unserer“ Hütte befanden. Ich muss dazu sagen, wir haben uns den Luxus gegönnt und uns das Ferienhaus einer sehr netten Familie hier am See für die Woche gemietet, das ca. 30 m vom Seeufer entfernt stand. Auf die Betten darin konnten wir zwar getrost verzichten, aber zu der Küche, der Dusche und der Toilette wollten wir dann doch nicht nein sagen. Tja, es darf auch mal etwas Luxus sein.

Nun wurden erstmal die Zelte aufgebaut, Rodpods und Ruten fertig gemacht und dann kam auch schon Ferri, der Besitzer des Sees und langjähriger Freund von Mosi. Er zeigte uns noch unsere 2 Boote und hatte neben einigen guten Tipps auch einen E-Motor für uns dabei. So, aber jetzt erstmal was essen. Also gingen wir die 5 Min bis zu der Seekneipe und bestellten erstmal Essen und Trinken um dann gut gestärkt und etwas lustiger zurück zu unseren Plätzen zu gehen.

Die folgenden Stunden gingen wie im Flug vorbei. Echolot aufs Boot, Marker und später dann Stabbojen setzten, füttern, Ruten montieren und auslegen, die Zelte gar einrichten …… Am Abend saßen wir noch etwas gemütlich zusammen, bevor es dann rechtzeitig in die Zelte ging, denn wir hatten einigen Schlaf nachzuholen.

Kurz nach Mitternacht, auf einmal links außen bei Stefan Geschrei. Da schien sich was zu tun, also Lampe auf den Kopf und raus. Wie sich herausstellte, hatte Stefan den ersten Fisch gedrillt und gelandet. Alleine und ganz überrascht über die 18 kg des Fisches stand er immer noch kopfschüttelnd da. Ein schöner Einstand an dem für uns bisher (Stefan und mir) unbekannten See. Nun noch den Fisch wiegen, einsacken und dann ab ins Wasser. Rute neu mit dem Boot ausgebracht und dann wieder ins Bett. Diese Nacht folgten dann noch ein ca. 2 kg schwerer Schuppi der sich zu mir verlaufen hatte und einer mit 4 kg bei Stefan.

Am nächsten Morgen war dann erstmal einkaufen angesagt und anschließend ein gemütliches Frühstück. Danach Ruten neu beködern und den warmen sonnigen Nachmittag mit lesen, döse, labern, bisschen Stippen … herum bringen.

Ich muß hier kurz mal erwähnen die Tage verliefen sehr unspektakulär, bis auf einen Biß bei mir, auf meiner weiten Rute. Ein recht guter Fisch, wohl über 15 kg, der sich jedoch leider nach einigen Minuten Drill verabschiedete (was nicht der einzige sei sollte) insgesamt verloren wir 3 gute fische von schätzungsweise über 15 kg im Drill, zwei davon direkt vor dem Kescher.

Die nächste Nacht, voller Erwartung saßen wir am Abend noch gemütlich zusammen bis wir dann gegen 23 Uhr müde Richtung unseren Schlafsäcken trotteten. Gegen 01.30 Uhr wurde ich von recht komischen Geräuschen wach. Ich hörte so was wie „geiiiil, jaaa jaaaa, komm nur, geil is das geil, Mosi ist am Zug, ich kanns noch, Mosi is back in Business“. Raus aus meinem Zelt und die 15 m rüber zu Mosi. Der stand bis zur Hüfte im Wasser und schrie den Fisch in höchster Erregung und voller Erwartung an. Nach einigen Minuten Drill konnte er dann einen 20 kg Spiegler landen und der Urlaub war somit für Ihn „gerettet“.

Der folgende Tag verlief wenig spektakulär, bis auf einen fast sturmartigen Wind (Windstärke 6-7), der uns auch die nächsten Tage weiterhin begleiten sollte. Teilweise so stark, dass tagsüber ein neues Ausbringen der Ruten fast unmöglich war. Gegen 18 Uhr legte sich der Wind dann aber immer wieder. Abends saßen wir (Stefan, Mosi und ich) an der Seekneipe beim Essen. Auf einmal meldete sich Christof über das Funkgerät, dass bei mir ein Fisch gebissen hätte. Nun war die Ruhe vorbei. Schnell meinen Gyrosteller hinunter geschlungen, die Weinschorle getrunken und dann ab zum Camp. In der Zwischenzeit hatte Christof den Fisch auch landen können – wenn auch mit etwas Schwierigkeiten, da zwischen seiner 2.70 m Teleskoprute und meiner 13 ft Karpfenrute doch ein kleiner Unterschied bestand. Und somit hatte er seinen ersten Karpfen mit ca. 3 kg gefangen, war zurecht stolz wie Oskar (bzw. Zwerg Nase – gell Christof *grins*)

Nach dem schon obligatorischen gemütlichen Zusammensein ging es dann gegen 23 Uhr in die Betten. Diesmal konnten wir sogar bis ca. 2.30 Uhr schlafen, bis uns Stefan wieder aus dem Bett riß. Uns, na ja vielmehr erstmal nur Mosi, der sein Zelt in der Mitte des Platzes hatte und somit alles mitbekam, egal ob rechts oder links von ihm. Christof verschlief auch diesen, wie fast jeden Biß und war selbst unter Androhung körperlicher Gewalt nicht wach zu kriegen. An mir ging der Fisch diesmal total vorbei. Am nächsten Morgen bekam ich nur etwas Gemauschel mit und nach einigem nachfragen stellte sich heraus, dass Stephan diese Nacht 2 Karpfen hatte, einen mit 21,5 kg und einen mit 17.5 kg – ich war einfach nur platt. Nach einem recht guten Frühstück, bestehend aus frischem Gebäck, Kaffee, Kaba mit Baileys, Rührei mit ungarischer Wurst, Zwiebeln und etwas sehr scharfem Paprika und dem üblichen Gerede mit den ungarischen Nachbarn wurde wir dann von „Kaputto“ in ihre Fischerhütte eingeladen und kamen nicht drum herum auf unsere Fische, die gegenseitige Gesundheit und was weis ich noch alles einen zu trinken. Die Stimmung war jedenfalls sehr gut als wir dann die Hütte verließen um langsam an das Fotografieren der Fische zu denken.

Tagsüber gab es wieder gut Wind, so dass sich die 3 von der Tankstelle einiges mehr oder weniger sinnvolles einfallen ließen um den Tag herum zu bekommen, was ich natürlich gleich für die Ewigkeit festhalte musste …..

Abends wie üblich erst essen in der Seekneipe und dann noch gemütliches Beisammen sein mit Bier und Wein. Auch diese Nacht sollte uns nicht enttäuschen und Stefan landetet mit Hilfe von Mosi einen 21,0 kg der sich dann aber am nächsten Morgen vor dem Fotografieren schnell verabschiedete. Mosi und Stefan waren mittlerweile ein gut eingespieltes Team. Mosi am E-Motor und Stefan am Drillen, auch wenn Stefan manchmal die Fische erst etwas zu lang vom Ufer aus drillte bevor er ins Boot stieg und so die eine oder andere Schnur von Mosi mitnahm. Dann am nächsten Tag ein langsamer Biß bei mir. Piep.. piep.. piep.. ganz langsam zog Schnur ab. Nach einigen dummen Blicken, die ich meiner Rute zuwarf, setzte ich doch den Anhieb. Widerstand und was für einer …. Doch merkte ich gleich, dass der Fisch nicht frei war, die Schnur zog durch irgendwas hindurch und wurde nur ruckweise freigegeben. Ich die Rute weiter hoch und „sanft“ am Drillen bzw. Spannung halten, während Mosi das Boot mit dem Motor holte. Rein ins Boot und mit Vollgas Richtung Fisch. Da sich jedoch schon einige Zeit nichts mehr rührte, befürchtete ich, dass außer dem Hänger (und das in einem See der eigentlich Hängerfrei war) vielleicht das Gewicht einer abgesoffenen Boje an der Rute hing. Und so war es dann leider auch.

Ich geknickt die Rute neu montiert, endlich wieder ein Fisch und dann schon wieder weg, rein ins Boot und die Rute raus. Diesmal änderte ich meine Futterstrategie und siehe da es sollte mir Erfolg zollen. Um es kurz zu machen, der restliche Tag und die darauf folgende Nacht sollten nur wenige Schlaf für mich bereithalten. Insgesamt schreckten mich meine Bissanzeiger in den letzten 24 die wir am See verbrachten 9 mal auf, was zur Folge hatte dass ich in diesen letzten 24 Stunden dann 8 Fische landen konnte, … 8 von insgesammt 21 gefangenen Fischen in den letzten 24 Studen … absolut unglaublich!!

Am nächsten Morgen wunderten sich Stefan und Mosi über einen sichtlich gutgelaunten Markus, der sie die ganze Zeit nur dumm angrinste. Ich muß zugeben mir viel es sehr schwer nicht gleich mit den Erlebnissen der letztens Nacht herauszuplatzen. Ich hielt es auch nicht sehr lange aus und erzählte den beiden was passiert war. Doch anstatt mir zu glauben fingen die beiden nur an zu lachen und fragten ob ich öfter solche Träume habe …. Als ich dann jedoch 4 Kapfensäcke aus dem Wasser zog mit 2 Fisch je 10 kg, einem mit 15 und einem mit 18 kg wurden die Augen auf einmal groß :o) Nun stand mir noch ein kleiner Fotomarathon bevor, den ich aber gern auf mich nahm. Ganz nebenbei erzählte Mosi, er hätte auch noch einen mit 20 kg auf die Schuppen gelegt. Irgendwie hab ich das in dieser Nacht einfach nicht mitbekommen. Auch bei dieser Fotosession, wie schon oft vorher beim Fotografieren von den Fischen fanden sich recht schnell einige Spaziergänger und auch andere Angler bei uns ein, die das Ganze aus einigem Abstand beobachteten und teils auch fotografierten.

Aber leider waren wir hier schon am Ende unseres Urlaubs angekommen. Jeder kennt das was uns die nächsten Stunden bevorstand, alles zusammenpacken, ins Auto einräumen … was wir aber gut gestärkt auf uns nehmen konnten, da uns die netten Vermieter unseres Häuschens noch mit einem ungarischen Frühstück überraschten, das wir uns schmecken ließen. Dann beim Zusammenpacken fiel uns auf, dass wir scheinbar nicht die Einzigen waren die heute Ihren Aufenthalt beendeten, da mehrere Angler am See auch packten. Es dauerte nicht lange, da fuhr ein Auto zu uns an den Platz und es stieg ein ca. 30 Jahre alter Ungar aus (er arbeitet in Deutschland und sprach daher ganz gut deutsch) der uns erzählte, dass er von Tibi oben von der Kneipe zu uns geschickt wurde, da wir gut gefangen hätten und unsere Plätze heute frei würden. Gern erzählten wir ihm wo und wie wir gefischt hätten und was er alles beachten sollte.

So und jetzt ging es auf einmal rund. Das erste Auto kam angeschossen, verließ den Weg und fuhr direkt bis runter ans Wasser, wo Stefan noch einige seiner Sachen liegen hatte. Es war ein Angler von gegenüber, der auch zusammengepackt hatte um sich auf unseren Platz zu setzten und hier dann vielleicht auch einge große Fische zu fangen. Der nette Ungar dem wir von vorhin (er war eigentlich dabei sich auf dem Platz von Stefan einzurichten zog dann nach einigen Diskussionen mit dem Platz Besetzer ab, da er keine Lust auf Streit hatte. Wir halfen ihm noch sein schon aufgebautes Zelt nach rechts auf meinen Platz zu tragen und packten dann unsere restlichen Sachen ein, verabschiedeten uns von dem Ungar und fuhren noch kurz zur Fischerhütte um uns von unseren ungarischen Freunden zu verabschieden. Dort kam es dann noch zu einem kurzen Aufenthalt, da uns „Kaputto“ nicht ohne eine stärkende Mahlzeit (ein recht leckerer aber vor Fett triefender Eintopf auf Kartoffeln und fetter ungarischer Wurst) gehen lassen wollte. Nach dem Essen verabschiedeten wir uns schweren Herzens von den Leuten und vom See und versprachen, dass wir wieder kommen würden im Frühjahr 2007.

Wir freuen uns schon darauf !!!!!!

Ich hoffe Ihr verzeit mir daß ich nicht auf jeden Fisch und jedes Erlebnis eingegangen bin, sonst wäre das ganze hier doch noch weit mehr aus den Fugen geraten.